Derzeit ist die Lage am Strom- und Gasmarkt deutlich angespannt. Auch wenn die Heizsaison bald vorüber sein dürfte, ist Gas weiterhin knapp. Bis zum Sommer, wenn die Solar-, Photovoltaik- sowie Wasserkraftwerke wieder viel Energie liefern ist es noch ein weiter Weg. Doch auch die Umetikettierung von Atomstrom bzw. Strom aus Gas zu grünen Strom macht weiterhin Probleme und verteuert Energie. So sieht auch die zukünftige Prognose – vor allem am Energiemarkt – düster aus, sodass Strom sich mehr als verdreifachen dürfte.
Strompreise in Österreich
Viele Energieanbieter haben bereits die Strompreise Ende des letzten Jahres sowie heuer angepasst. Die Anpassungen laufen hier aber mehrmals, sodass monatlich erneut Anpassungen vorgenommen werden. Die Bandbreite liegt dabei bei unter 10% (meist für Bestandskunden) bis hin zu beinahe 250% (für Neukunden). Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet dies Mehrkosten von fast 900€. Zu beachten ist zwar, dass die EAG (ehemals Ökostrom) Steuern gefallen sind, doch auch die Kosten für Netz (Netz- und Systemnutzung) gestiegen sind.
Teilzahlungsbetrag anpassen
Ein guter Tipp ist es nun, den Teilzahlungsbetrag freiwillig zu erhöhen. Dies erspart eine große Endabrechnung mit hohen Kosten, welche in einer Ratenzahlung endet. Alternativ sollte ansonsten das Geld bereits zur Seite gelegt werden. Die Rede ist hier von mindestens 50€ pro Monat. Die Erhöhung sollte beim Energieanbieter (nicht Netzanbieter) durchgeführt werden, da sich jene Kosten deutlich erhöhen.
Gesetzlich neu ist auch die Möglichkeit der Ratenzahlung von Energierechnungen. Doch auch wer die Rechnung abstottert – der Vertrag kann trotzdem gekündigt werden. Beim neuen Versorgungsanbieter (dieser hat die Pflicht zur Versorgung von Kunden) kann dann allerdings eine Vorauszahlung fällig werden. Dies trifft Energiekunden doppelt, da sie nicht nur die Raten abzahlen, sondern auch in Vorleistung gehen müssen.
Bestandskunden VS Neukunden
Bessere Karten haben derzeit die Bestandskunden von größeren Energieanbietern. Diese haben für ihre derzeitigen Kunden oft langfristige (etwas teurere) Stromkäufe getätigt, sodass lediglich ein geringer Teil vom erhöhten Preis benötigt wird. Dadurch fällt die Preissteigerung äußerst gering aus. Billiganbieter, welche am Spotmarkt tätig waren und keinen Stromvorrat eingekauft haben, müssen jetzt die volle Teuerung weitergeben. Doch auch ein Wechsel birgt derzeit Risiken, denn für Neukunden wurde kein Strom eingekauft. Dies bedeutet, dass auch hier der volle Preis der aktuellen Energiepreise hingelegt werden muss. Etwas entgegenkommender sind hier größere Unternehmen, welche den Strom günstiger anbieten (anstelle von Wechselboni oder Gratis Energietage oder sonstigen Boni).
Strategie gegen erhöhte Preise
Wer gekündigt worden ist oder extrem hohe Preissteigerungen in Kauf nehmen musste, der sollte sich nun einen neuen – derzeitig – günstigen Anbieter wählen. Beachtet werden sollten aber nicht nur der Verbrauchspreis, sondern auch der Preis für die Grundgebühr (vor allem bei Geringverbraucher). Bestandskunden sollten vorerst nicht den Stromanbieter wechseln und derzeit zumindest bis zum Sommer 2022 abwarten. Anschließend – sobald sich der Markt etwas beruhigt hat – sollte ein Anbieterwechsel zu einem günstigen Anbieter vollzogen werden. Wer sich absichern möchte sollte auch auf Preisgarantien setzten (obwohl jene durch eine neue Gesetzeslage nur mehr bedingt Wirkung haben).
Abwarten ist oft die beste Option für Bestandskunden.
Die Regierung hat derzeit die Steuern von EAG (EAG Pauschale und EAG Förderbeitrag, ehemals Ökostromförderbeitrag und Ökostrom Pauschale) ausgesetzt. Dies spart einen Teil der Kosten. Außerdem wurden auch noch weitere Unterstützungsleistungen in Aussicht gestellt. Diese Maßnahmen sind allerdings lediglich auf das Jahr 2022 beschränkt, sodass steigende Kosten auch langfristig ein Problem darstellen dürften.
Wechsel von Anbieter
Derzeit herrscht auf den Vergleichsplattformen gähnende Leere. Viele Anbieter haben sich entfernen lassen und auch Schnäppchen sind keine zu finden. Vergleichsplattformen spiegeln im Grunde den aktuellen Markt zu Großhandelspreise (aufgrund der Weitergabe günstiger / teurer Energiepreise und Boni) dar. Aus diesem Grund wird deshalb derzeit von einem Wechsel abgeraten.
Sparen beim Strom
Der beste Tipp ist derzeit die Heizung etwas runterzudrehen und die Verbraucher zu minimieren. Dies bedeutet den Gefrierschrank und Kühlschrank von der Kühlleistung minimieren, Geschirr und Waschmaschine nur voll zu starten und Standby zu verhindern. Aller Geräte, welche nicht notwendig sind sollten derzeit aus bleiben.
Ander Möglichkeiten sind „Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen„, die Investition in eine eigene Solar- oder Photovoltaikanlagen oder andere Beteiligungsmodelle – etwa Energiegemeinschaften – welche die Strom- und Netzkosten derzeit reduzieren können. Hier gilt es beim jeweiligen Netzanbieter Ausschau zu halten, welche Optionen es derzeit gibt.
Probleme in der Wirtschaft und Inflation
Ein weiteres Problem der steigenden Energiekosten dürfte auch bald eine noch höhere Inflation werden. Viele Großkunden haben derzeit fixe Stromverträge, welche nicht leicht gekündigt werden können. Dieser Strom wurde aber bereits günstig auf lange Zeit voraus eingekauft. Doch mit der Zeit müssen auch diese Verträge erneut werden. Gerade deshalb dürften Produkte in geraumer Zeit um einiges teurer werden, sodass die Energiekosten ausgeglichen werden können. Dies betrifft jedoch nicht nur Produkte, sondern auch Dienstleister. Wie die Inflation hier gebremst werden soll ist weiterhin unklar. Außerdem kommt noch eine CO2 Bepreisung auf das Land zu, sodass auch hier eine weiter Ausgabe vorhanden sein dürfte.
Langfristige Aussichten
Mittelfristig dürfte der Wettbewerb zwischen den Energieanbietern wieder zunehmen und die Preise nach unten drücken. Auch Wechselboni dürften in einem ersten Schritt gewährt werden. Allerdings gibt es hier eine Zeitfrage, da dies sicherlich 2022 sein wird. Eines der größten Probleme ist etwa hier die Umetikettierung von Strom. In der Nacht günstig eingekaufter Atomstrom pumpt Wasser in die Speicherkraftwerke hoch. Am Tag wird dieser Strom als Ökostrom aus Speicherkraftwerken und Wasserkraft verkauft. Die Spanne zwischen dem Preis von Atomstrom und dem Preis vom Verkauf vom Strom aus Wasserkraft ist der Gewinn (abzüglich der Wirkungsverluste). Doch Deutschland schaltet die Atomkraftwerke derzeit ab und Frankreich hat einen Ausfall vieler Werke (aufgrund des hohen Alters). Aus diesem Grund geht derzeit auch diese Rechnung nicht auf, sodass vor allem in Österreich noch länger auf sinkende Preise gewartet werden dürfte.
Weitere Themengebiete
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