Das Liquiditätsrisiko ist derzeit keines der drei zentralen Risiken (Kreditrisiko oder Ausfallrisiko, operationelles Risiko und Preisrisiko bzw. Marktrisiko). Aufgrund der vielen Probleme in letzter Zeit auf dem Finanzsektor ( vor allem aufgrund von fehlender Liquidität) entwickelt sich das Liquiditätsrisiko zum zentralen Risiko der heutigen Welt.
Liquiditätskennzahlen unter Basel 3
Zudem wurden mit Basel 3 zwei weitere Liquiditätskennzahlen eingeführt, welche von wichtiger Bedeutung sind. Einerseits die LCR (Liquidity Coverage Ratio) und andererseits die NSFR (Net Stable Funding Ratio). Die LCR ist eine Stresskennzahl für die kurzfristige Liquidität bezogen auf 30 Tage. Die Berechnung lautet: Hochliquide Aktiva dividiert durch den Nettoliquiditätsabfluss innerhalb von 30 Tagen (Abfluss – Zahlungsmitteleingänge). Die NSFR ist eine Liquiditätskennzahl für ein Jahr. Hier werden die stabilen Passiva durch die erforderliche stabile Refinanzierung dividiert. Beide Liquiditätskennzahlen sollen letztendlich 100% betragen, wobei diese während der Einführungsphase von einem niedrigeren Wert aus laufend gesteigert werden.
LCR – Liquidity Coverage Ratio
Die LCR betrachtet die kurzfristige Liquidität – also sehr liquide Gegenstände von hoher Qualität in einem Zeitraum von 30 Kalendertagen. Sehr liquide bedeutet in diesem Sinne, dass die Gegenstände in den nächsten 30 Tagen verkauft werden können – es herrscht also ein Markt für diese Güter vor. Die Berechnung besteht dabei aus dem Verhältnis dieser liquiden Aktiva dividiert durch den Nettoabfluss der Barmittel in den nächsten 30 Kalendertagen. Der Nettoabfluss ist dabei die Differenz zwischen dem Abfluss an Barmittel (Auszahlungen, Abgang von Sparbucheinlagen) und dem Zufluss an Barmittel (Zugang von Sparbucheinlagen, Einzahlungen). Dabei ist der Zufluss allerdings begrenzt, wobei das Minimum aus dem Zufluss und 75% des Abfluss zu nehmen ist. Die LCR muss zumindest zu 100% erfüllt sein. Dadurch kann gewährleistet werden, dass die kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen gedeckt sind und es nicht zu einer Marktilliquidität kommt.
$latex LCR = \frac{liquide\;Aktiva}{\text{Nettoabfluss in 30 Kalendertagen}} = \frac{\text{liquide Aktiva}}{Abfluss- min \{Zufluss;75\% Abfluss \}} \ge 100\% $NSFR – Net Stable Funding Ratio
Die NSFR betrachtet hingegen die langfristigen Liquiditätsrisiken. Im Wesentlichen besagt diese Kennzahl, dass die langfristige Aktiva durch langfristiges Fremdkapital oder Eigenkapital zu unterlegen ist. Beispielsweise soll ein langfristiger Kredit durch eine langfristige Spareinlage oder Anleihe gedeckt sein. Doch gerade diese Fristentransformation ist Aufgabe und Bestandteil des Geschäftsmodells der Banken (kurze Laufzeiten von Einlagen werden in lange Laufzeiten von Krediten vergeben). Dadurch ist dies eine schwierige Aufgabe für Banken und die Kennzahl wird über mehrere Jahre eingeführt. Am Ende der Einführungsperiode soll die NSFR zumindest 100% oder mehr betragen.
$latex NSFR= \frac{verfügbare\;Finanzierungsmittel}{notwendige\;Finanzierungsmittel} \ge 100\% $Leverage Ratio / Verschuldungsquote
Die Verschuldungsquote soll die Anforderungen an die Qualität des Eigenkapitals stärken. Hier geht es vor allem um das harte Kernkapital, welches gehalten werden muss. Die Verschuldungsquote ist das Kernkapital (Tier 1 – hartes Kernkapital) dividiert durch die Gesamtrisikoposition.
$latex LCR = \frac{hartes\;Kernkapital}{Gesamtrisikoposition} \ge 3\% $Ausblick für Liquiditätsrisiken von Banken
Liquiditätsrisiken zählen mittlerweile zu den wichtigsten Risiken von Banken und dem Finanzsystem im Allgemeinen. In vielen Fällen der letzten (Finanz-)Krisen hat zumindest die Liquidität eine (große) Mitschuld an der Krise. Auch bei Bank Runs spielt de Liquidität eine zentrale Rolle, wodurch diese in Zukunft sicherlich mehr Aufmerksamkeit erlangen wird. Bis dies allerdings der Fall ist und die Gesetzte angepasst werden, wird zumindest noch ein ganzes Jahrzehnt vergehen. Auch werden die ersten Richtlinien nicht der endgültigen Version entsprechen, wodurch noch zahlreiche Anpassungen folgen werden. Ob dies allerdings Banken überleben werden oder andere Finanzsystem – etwa FinTechs sich etablieren werden, ist aus derzeitiger Sicht noch ungewiss.
Risikomanagement bezüglich Liquiditätsrisiken
Vor allem das Risikomanagement muss sich derzeit um die Liquidität kümmern, damit das Unternehmen (beziehungsweise die Bank) weiter erfolgreich fortgeführt werden kann. Zum Beispiel mit langfristige Krediten mit großem Volumen nur mit der Bedingung von der Aufnahme von Anleihen auf der anderen Seite. Andererseits stellt sich hier die Frage, weshalb das Unternehmen anstelle einer Bank nicht direkt am Anleihenmarkt die Geldbeschaffung erledigen soll.