Anleihen Allgemein
In diesem Post geht es im allgemeinen um die Anleihen und Anleihenbewertung. Dabei werden Anleihen zuerst definiert und genau erklärt (u.a. auch die Geld-Brief-Spanne) bevor es danach zur Anleihenbewertung übergeht.
Anleihen sind feste Einkommensinstrumente, die Anlegern regelmäßige Erträge und die Rückzahlung des Hauptbetrags am Ende der Laufzeit bieten. Die Anleihenbewertung ist ein Prozess, der dazu dient, den fairen Wert einer Anleihe zu ermitteln. Sie basiert auf einer Reihe von Faktoren, einschließlich des Zinssatzes, der Laufzeit, der Bonität des Emittenten und der aktuellen Marktbedingungen. Die grundlegende Methode zur Anleihenbewertung ist die Diskontierung der zukünftigen Cashflows, bestehend aus den Kuponzahlungen und der Rückzahlung des Nennwerts am Ende der Laufzeit, mit einem Diskontsatz, der das Risiko der Anleihe widerspiegelt. Eine genaue Anleihenbewertung kann Anlegern dabei helfen, informierte Entscheidungen darüber zu treffen, welche Anleihen sie kaufen oder verkaufen sollten, basierend auf dem Vergleich des berechneten fairen Werts mit dem aktuellen Marktpreis der Anleihe.
Was sind Anleihen?
Anleihen sind Forderungspapiere und rechtlich betrachtet ein Darlehen. Der Emittent nimmt durch Ausgabe von Anleihen einen verbrieften Kredit am Kapitalmarkt auf.
Anleihen sind eine wesentliche Komponente jedes diversifizierten Portfolios und bieten eine Möglichkeit, sowohl regelmäßige Einnahmen als auch Kapitalsicherheit zu erzielen. Als festverzinsliche Wertpapiere stellen sie eine Verbindlichkeit des Emittenten (Staat, Unternehmen oder Kommune) gegenüber dem Anleger dar, wobei der Emittent dem Anleger den geliehenen Betrag nach einer festgelegten Frist, der sogenannten Laufzeit, zurückzahlt. Darüber hinaus zahlt der Emittent dem Anleger während der Laufzeit der Anleihe regelmäßig einen festen Zinssatz, den sogenannten Kupon. Aufgrund dieser Eigenschaften sind Anleihen eine attraktive Investition für risikoaverse Anleger, die nach stabilen und vorhersehbaren Renditen suchen.
Es ist wichtig zu beachten, dass trotz der relativen Sicherheit von Anleihen im Vergleich zu Aktien auch Risiken bestehen. Das Kreditrisiko, das Zinsrisiko und das Inflationsrisiko sind nur einige der Faktoren, die berücksichtigt werden sollten, wenn man in Anleihen investiert. Das Kreditrisiko bezieht sich auf die Fähigkeit des Emittenten, seine Schulden zu bedienen, während das Zinsrisiko sich auf die Auswirkungen von Zinsschwankungen auf den Marktwert einer Anleihe bezieht. Das Inflationsrisiko besteht darin, dass die Rendite einer Anleihe unter die Inflationsrate fallen könnte, was zu einem realen Wertverlust führen würde. Trotz dieser Risiken bleiben Anleihen eine wichtige Anlageklasse, die Investoren Stabilität und regelmäßige Erträge bietet.
Wer sind die Emittenten?
Die Gruppe der Emittenten lässt sich einteilen in Unternehmensanleihen ausländischer und inländischer Unternehmen, öffentliche Anleihen von Bund, Länder, Städte oder Gemeinden sowie Pfandbriefe und Bankschuldverschreibungen von Kreditinstitute für die langfristige (teilweise auch mittel) Finanzierung des Kreditgeschäftes.
Wie können Anleihen ausgestattet sein?
- Nennwert oder Nominale: Höhe der Forderung einer Anleihe sowie Basis der Zinsberechnung z.B. 1000 EUR
- Emissionskurs: Ausgabepreis beziehungsweise Kaufpreis in Prozent vom Nennwert z.B. 101%
- pari wenn Kaufpreis = 100%
- unter pari, wenn Kaufpreis < 100%
- über pari, wenn Kaufpreis > 100%
- Tilgung: Begleichung der Kreditverbindlichkeit, meist zur Norminalen
- Laufzeit: Kurz-, mittel- oder langfristig z.B. 10 Jahre
- Kündbarkeit: Emittent kann Kündigungsrecht vereinbaren
- Kupon:
- fix oder variabel (mit Caps, Floors und/oder Collars)
- Nullkuponanleihen (Zerobonds) besitzen keinen Kupon
- jährlich, halbjährlich oder vierteljährlich
Wo findet der Handel statt?
Der Handel von Anleihen findet einerseits auf dem Primärmarkt und andererseits auf dem Sekundärmarkt statt. Der Primärmarkt wird auch Emissionsmarkt genannt, weshalb die Emission der Wertpapiere auf diesem erfolgt. Dazu ist keine Börse notwendig und das Preis- als auch Abwicklungsrisiko (z.B. zu geringe Nachfrage aufgrund zu hohen Preises) übernehmen Investmentbanken. Am Sekundärmarkt findet der Handel bereits emitterter Anleihen statt, also ein Handel zwischen zwei Investoren. Dies kann entweder auf Börsen oder außerbörslich geschehen.
Was ist der Bid-Ask-Spread?
Der Briefkurs (ask price) ist jener Preis zu dem ein Marktteilnehmer die Anleihe verkaufen würde. Der Geldkurs (bid price) hingegen ist jener Preis, zu dem ein Marktteilnehmer die Anleihe kaufen würde. Die Differenz zwischen diesen Kurse nennt man Geld-Brief Spanne (Bid-Ask Spread).
Der Bid-Ask-Spread ist ein grundlegendes Konzept im Finanzhandel, das den Preisunterschied zwischen dem höchsten Preis, den ein Käufer (Bid) bereit ist zu zahlen, und dem niedrigsten Preis, den ein Verkäufer (Ask) für ein Wertpapier akzeptiert, darstellt. Dieser Spread ist im Wesentlichen die Differenz zwischen dem Preis, den Käufer zahlen wollen, und dem Preis, den Verkäufer verlangen. Es dient als Maß für die Liquidität des Marktes und der Transaktionskosten. Ein enger Spread zeigt an, dass ein Markt sehr liquide ist, mit vielen Käufern und Verkäufern, was zu geringeren Transaktionskosten führt. Ein breiter Spread deutet hingegen auf eine geringere Marktliquidität und höhere Transaktionskosten hin. Für Anleger und Händler ist es wichtig, den Bid-Ask-Spread zu berücksichtigen, da er die Rentabilität von Transaktionen beeinflusst.
FAQ Anleihen und Anleihenbewertung
Was ist eine Anleihe?
Eine Anleihe ist ein festverzinsliches Wertpapier, das eine Schuldverpflichtung zwischen dem Anleiheemittenten und dem Anleiheinhaber darstellt. Der Emittent verpflichtet sich, dem Inhaber einen bestimmten Zinssatz während der Laufzeit der Anleihe zu zahlen und am Ende der Laufzeit den ursprünglich geliehenen Betrag zurückzuzahlen.
Was bedeutet Anleihenbewertung?
Anleihenbewertung bezieht sich auf den Prozess der Bestimmung des „fairen Wertes“ einer Anleihe. Dieser Prozess umfasst die Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie Zinssätze, Laufzeit, Kreditqualität des Emittenten und aktuelle Marktbedingungen, um den Preis zu ermitteln, den die Anleihe theoretisch haben sollte.
Was sind die Risiken beim Kauf von Anleihen?
Die Hauptrisiken beim Kauf von Anleihen sind Kreditrisiko, Zinsrisiko und Inflationsrisiko. Kreditrisiko bezieht sich auf die Möglichkeit, dass der Emittent die Anleihe nicht zurückzahlen kann. Zinsrisiko bezieht sich auf die Möglichkeit, dass steigende Zinssätze den Wert einer Anleihe senken. Inflationsrisiko besteht darin, dass die Rendite einer Anleihe unter die Inflationsrate fallen könnte.
Was ist ein Kupon bei Anleihen?
Ein Kupon bei Anleihen bezieht sich auf den jährlichen Zinssatz, den der Emittent dem Anleiheinhaber zahlt. Der Begriff stammt aus der Zeit, als Anleihen physische Dokumente waren, die jährliche Zins-Coupons enthielten, die der Anleger zur Einlösung abreißen und einreichen konnte.
Was ist der Unterschied zwischen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen?
Der Hauptunterschied zwischen Staats- und Unternehmensanleihen liegt in der Emittentenart. Staatsanleihen werden von Regierungen ausgegeben und gelten im Allgemeinen als sicherer, da die Wahrscheinlichkeit einer Zahlungsunfähigkeit niedrig ist. Unternehmensanleihen werden von Unternehmen ausgegeben und haben in der Regel höhere Renditen, um das höhere Risiko auszugleichen.
Was bedeutet die Bonität einer Anleihe?
Die Bonität einer Anleihe ist eine Bewertung der Kreditwürdigkeit des Emittenten und dessen Fähigkeit, die Schuld zurückzuzahlen. Rating-Agenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch geben diese Bewertungen ab. Eine höhere Bewertung bedeutet ein niedrigeres Ausfallrisiko.
Was ist eine Nullkuponanleihe?
Eine Nullkuponanleihe ist eine Anleihe, die keinen periodischen Zinsen zahlt. Stattdessen wird sie mit einem erheblichen Abschlag auf ihren Nennwert ausgegeben und bei Fälligkeit zum vollen Nennwert zurückgezahlt.
Was bedeutet die Laufzeit einer Anleihe?
Die Laufzeit einer Anleihe ist die Zeitspanne bis zum Fälligkeitstermin, an dem der Emittent den Nennwert der Anleihe an den Inhaber zurückzahlt. Die Laufzeit kann von einigen Monaten bis zu 30 Jahren oder mehr variieren.
Was ist eine Wandelanleihe?
Eine Wandelanleihe ist eine Art von Anleihe, die die Möglichkeit bietet, sie in eine bestimmte Anzahl von Aktien des Emittentenunternehmens umzuwandeln. Sie kombiniert die Merkmale einer Anleihe mit der Möglichkeit, an der Aktienkursentwicklung des Unternehmens zu partizipieren.
Wie wirken sich Zinssätze auf den Preis von Anleihen aus?
Es besteht eine umgekehrte Beziehung zwischen Zinssätzen und Anleihenpreisen. Wenn die Zinssätze steigen, fallen die Preise der bestehenden Anleihen, da neu ausgegebene Anleihen höhere Renditen bieten. Wenn die Zinssätze fallen, steigen die Preise der bestehenden Anleihen, da sie höhere Renditen als neu ausgegebene Anleihen bieten.
Was ist ein Anleiheindex?
Ein Anleiheindex ist ein Maßstab, der die Performance eines Anleihenportfolios repräsentiert. Beispiele sind der Barclays Capital Aggregate Bond Index und der FTSE 100.
Was bedeutet es, eine Anleihe zu zeichnen?
Eine Anleihe zu zeichnen bedeutet, sich zu verpflichten, die Anleihe zu kaufen, bevor sie an der Börse gehandelt wird. Dies geschieht während der Emissionsphase der Anleihe.
Was ist eine ewige Anleihe?
Eine ewige Anleihe, auch als Perpetual oder Konsol bezeichnet, hat keine Fälligkeit. Der Emittent zahlt den Inhabern für unbestimmte Zeit Zinsen.
Was ist eine inflationsgebundene Anleihe?
Eine inflationsgebundene Anleihe ist eine Anleihe, deren Zins- und Kapitalzahlungen an einen Inflationsindex, wie den Verbraucherpreisindex, gebunden sind. Sie bieten einen Schutz gegen Inflation.
Was bedeutet es, wenn eine Anleihe über oder unter Par handelt?
Eine Anleihe handelt über Par, wenn ihr Marktpreis höher ist als ihr Nennwert, und unter Par, wenn ihr Marktpreis niedriger ist als ihr Nennwert. Der Preis kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, darunter Zinssätze, Kreditqualität und Laufzeit.
Weiteres zum Thema Anleihen und Anleihenbewertung
Mehr zum Thema gibt es auf der Überblickseite für Finanzwesen sowie in Discounted Cash Flow, Unternehmensbewertung von Aktienunternehmen sowie Kalkulationszinsfüße für Eigenkapital.