Intelligente Stromzähler – der Wunsch der EU. Aber wie intelligent sind diese eigentlich wirklich? Fest steht jedenfalls, dass laut EU Verordnung bis 2020 zumindest 80% der Haushalte mit Smart Metern ausgestattet sein müssen. Österreich fordert zudem sogar 95% bis zum Jahr 2022. Dadurch werden die derzeitigen mechanischen Scheibenzähler (auch Ferraris Zähler genannt) durch vollelektronische ersetzt.
Was sind Smart Meter
Die Smart Meter messen die Leistung (und damit auch den Verbrauch) in einem bestimmten Zeitintervall – meist viertelstündlich. Die Smart Meter Werte werden für Kunden zumindest 60 Tage auf dem Gerät gespeichert. Stromlieferanten bekommen einmal monatlich die Daten von dem jeweiligen Netzlieferanten. Der Netzlieferant ruft die Daten zumindest einmal täglich vom Kunden ab und speichert diese.
Der digitale Stromzähler, Smart Meter genannt, kann also die Verbrauchsdaten digital senden und empfangen. Das Gerät kann allerdings auch andere Befehle empfangen und Rückmelden, etwa eine Fernabschaltung, Konfigurationsänderung, etc.
Vor- und Nachteile für Kunden und Energiekonzerne
Vorteile für den Kunden
- Anzeige der Verbrauchswerte auf dem Display
- Keine Zählerablesungen durch Energiemitarbeiter, keine Zählerstandbekanntgabe mehr nötig
- Automatische Ein-/Abschaltung beim Umzug
- Erweiterte Funktionen für Kunden: Anzeigegeräte, Webservices, integriert für Smart Home und Energiemanagementsysteme
- Messung von Eigenerzeugnisse
- Möglichkeit der Datenweitergabe an Energieberater
Nachteile für den Kunden
- Risiko des Ausfalls des Smart Meters (kein mechanischer, sondern elektronischer Zähler)
- Falsch übermittelte Datenwerte
- Fehlerhafte Firmware Update
- Potential des Hackings (Buch Blackout, Marc Elsberg)
- Automatische Abschaltung bei Zahlungsverzug
- Energietarife werden auf den Kunden abgestimmt, der „Dumme“ ist meist der Konsument
Vorteile für die Energielieferanten
- Automatische Fernablesung von Zählerwerten durch den Netzbetreiber
- Zugänglichkeit von allen Zählern, keine manuellen Zählerablesungen nötig
- Ein- und Abschaltung aus der Ferne (z.B. bei Zahlungsverzug)
- Verfügbarkeit von aktuellen Daten für den Stromverbrauch zur Netzstabilität (höhere Anzahl an schwankender erneuerbaren Energiequellen)
- Energietarife dem Kunden gezielt anbieten
Opt-out Möglichkeit
Sofern ein Zähler(aus)tausch bevorsteht, muss der Netzbetreiber über den Wunsch der Opt-out Möglichkeit informiert werden. Allerdings wird ebenso ein Smart Meter (digitaler Zähler) eingebaut. Dabei ist allerdings die Kommunikation deaktiviert, welches auch auf dem Smart Meter ersichtlich ist. Ob eine automatische Fern Auf- und Abschaltung mit dieser Option möglich ist, ist derzeit noch nicht spezifiziert.
Smart Meter in Österreich und der EU
Die EU Richtlinie besagt, dass bis Ende 2020 zumindest 80% der Haushalte einen Smart Meter besitzen müssen. Österreich geht hier einen Schritt weiter und schreibt 95% bis Ende 2022 vor.
Smart Meter Tarife
Die Energieversorger möchten den Stromverbrauch glätten und so zum Beispiel gewisse Vorgänge (Wärmepumpe, E-Autos, Waschmaschinen) in den billigen Nachtstrom verlagern. Doch ist dies sinnvoll? Definitiv nein.
Die Energieversorger hatten die Möglichkeit mittels HT und NT die Tarife zu gestalten. Dadurch konnte schon jetzt für die Nacht bzw. sonstige Stunden ein Niedertarif (NT) gefahren werden. Die Einführung des Smart Meters bringt also nur bei 3 Tarif stufen etwas. Zudem können Mieter nicht um 3 Uhr nachts die Waschmaschine starten.
FAQ Smart Meter
Was ist ein Smart Meter?
Ein Smart Meter ist ein intelligenter elektronischer Stromzähler, welcher zukünftig die alten mechanischen Scheibenzähler ersetzen wird.
Benötige ich einen Smart Meter?
Beide Zählerarten messen die Leistung – von diesem Standpunkt ist kein neuer Zähler notwendig. Der Smart Meter allerdings hat mehrere Optionen zur Datenauswertung, ist also für Technikaffine Personen von Vorteil. Zudem dürfte sich der Smart Meter in Kombination mit Smart Home Steuerungen nützlich machen. Auch bei der Eigenproduktion (z.B. durch Photovoltaik) benötigt es nur noch einen Smart Meter Zähler anstelle von zwei mechanischen Zählern.
Kann ich zum Smart Meter gezwungen werden?
Die EU schreibt den Einbau von Smart Meter Geräten vor, es herrscht also ein gesetzlicher Zwang zum Umstieg auf den Smart Meter. Die Opt Out Möglichkeit bietet lediglich die Einschränkung, dass die Kommunikation (gänzlich oder zumindest teilweise) mit dem Netzbetreiber und oder Energielieferanten untersagt wird.
Werden die Geräte teurer?
Erfahrungsgemäß haltet die moderne digitale Technik nicht so lange wie die alte Mechanik. Es fehlt oft an Software, Updates oder veralteter Hardware. Aus diesem Grund werden die Zähler sicher nicht 40 Jahre halten, sondern eher nach 5-10 Jahren getauscht werden. Weiters sind die Smart Meter als auch die Systeme dahinter teurer und stehen wahrscheinlich in keinem Verhältnis zur Einsparung der Zählerstandsableser. Aus diesem Grund wird zumindest mit einer Verdopplung der Gerätemiete, wenn nicht sogar Vervierfachung gerechnet.
Auch der Rechnungshof in Österreich kam im Jänner 2019 zu der Ansicht, dass die Kosten für die Stromkunden intransparent und ungewiss sind. Die E-Control versprach hingegen eine vorzeitige Belassung der Entgelte.